Das großzügige Geschenk eines Freundes ermöglicht uns den Besuch eines Coldplay-Konzerts in Berlin. Einige meiner Gedanken dazu habe ich in einem zweiteiligen Blog-Beitrag niedergeschrieben.
Soundtrack of my life
Es ist die Tour zum Album „Music of the spheres“. Viele lieben Coldplay. Die eingängigen Lieder sind „Mainstream“, wenn man so will. Die Lieder und Alben von Coldplay sind nicht kompliziert. Und doch experimentieren die vier Briten auch. Ich liebe die arabische Note des Albums „Everyday life“ und vor allem den live-act dieser Lieder in Jordanien unter dem Duo „Sunrise & Sunset“. Und ebenso liebe ich das phantastisch-sphärische am aktuellen Album, besonders die kleineren Instrumental-Stücke. Musik ist ein nicht wegzudenkender Teil meines Lebens. Musik machen und Musik hören. Coldplay-Lieder sind regelrechte Anker im Soundtrack meines Lebens der letzten acht Jahre.

Nicht von ungefähr in Berlin
Kaum hat Coldplay zwei Lieder gespielt, hält Chris Martin inne und dankt erstmal allen, die trotz „Covid, Economy, War and all this fucking shit“ hergekommen sind. Sie würden nicht so oft in Berlin spielen, sagt er (und soundmäßig ist das Olympiastadion tatsächlich eine Katastrophe). Doch Berlin sei ein echtes Beispiel dafür, wie das geht mit Menschlichkeit und sanfter Revolution. – Noch vor dem Konzert waren Nicki und ich lange in der Bernauer Straße, dem Gedenkzentrum der Berliner Mauer. Ich habe als Jugendlicher und junger Erwachsener die 1980er Jahre und schließlich den Fall der Mauer sehr bewusst erlebt. Leipzig und Berlin 1989 sind ein wahrhaftig konstruktives Beispiel für eine weitgehend gewaltfreie Wendung in der Geschichte. Und doch haben die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine vielleicht mehr mit (Versäumnissen aus) der Wendezeit der 1990er Jahre und der Entwicklung bis heute zu tun, als viele glauben wollen.

Protagonisten der Freundlichkeit
Coldplay ist eine der weltweit erfolgreichsten Bands der letzten zwanzig Jahre. Coldplay sind vielleicht keine musikalische Avantgarde. Doch sie leben, was sie singen. They walk the talk of kindness. Auch wenn sie regelmäßig in jedem Album mal auf den Putz hauen. Siehe „People of the pride“ auf dem aktuellen Album. Hier ist übrigens auch vom Gezeitenwandel (turning of the tides) die Rede.
Golden glow

“You gave everything this golden glow”, heißt es in der wundervollen Ballade “Let somebody go”. Für mich sind sie Protagonisten der Freundlichkeit. Der Liebe. Vertreter einer globalen sanften Revolution. Sie lieben, was sie tun. Sie tun, was sie lieben. Den goldenen Glanz (golden glow) schütten sie nicht wie sugar on shit. Sie nehmen ihn neben den Problemen und Katastrophen des Alltags schlichtweg auch wahr und besingen lieber ihn als die bad news, mit denen wir ohnehin ständig konfrontiert werden. Als Vier-Mann-Band sind sie seit drei Jahrzehnten am Weg. Superstars ohne Allüren und Skandale. „My religion is simple“, hat der Dalai Lama einmal gesagt: „Be kindfull.“ Die Vier von Coldplay sind mir solche Jünger der Freundlichkeit.
A sky full of stars
Chris Martin komponiert und singt aus einem alltäglichen Leben. Momente der Begeisterung, des Glücks, der Liebe. Von Trennung, loslassen, Schmerz. Als Partner, als Vater. In Sorge um seine Liebsten und diesen Planeten. Er appelliert an das human heart in uns allen. Die Shows bauen auf Licht, menschliche Wärme, auf das Tanzen zum Singen der unzähligen Hymnen, die Coldplay in all den Jahren produziert hat. Er unterbricht „A sky full of stars“ und hält mit dem ganzen Stadion für einen Moment inne: Mach mal alle Handies, Kameras, Tablets, Laptops, all das technische Zeug weg. Lasst uns mal alle ganz in diesem Moment eines Himmels voller Sterne sein und mit dem inneren Herzen lauschen.

Der Berliner Nachthimmel gibt sein Bestes, während Coldplay das Lied wieder aufnimmt. „Mit Chris Martin ein Konzert feiern, das ist ein bisschen wie die Teilnahme an einem Achtsamkeitsseminar“, schrieb die Märkische Online-Zeitung nach dem Konzert vom Sonntag. Von mir aus gerne. Für mich sind die Vier von Coldplay auf jeden Fall Gefährten in unserem Kernanliegen der Herzensbildung.
Im zweiten Teil dieses Doppelbeitrags, der in den nächsten Tagen erscheinen wird, versuche ich zu beschreiben, was genau ich von diesem Konzertbesuch „mitnehme“.
Wer mit uns Achtsamkeit und Herzensbildung erfahren möchte, hat am 22. Juli die Möglichkeit, an unserem Freitagsworkshop „Yin Yoga und Meditation“ auf Gut Hötzing teilzunehmen und/oder von 10. bis 17. September bei unserem Sommer-Retreat auf der griechischen Insel Lesbos dabei zu sein. Anmeldung und alle Infos dazu über http://www.cordat.org!
fein, dass Ihr mich so ein wenig mitnehmt nach Berlin -und zu Coldplay! Wenn ich auch mit den früheren, erdigeren Alben mehr anfangen konnte als mit den sphärischen und sehr elektonischen der letzten Jahre -fand und finde ich doch nicht, dass dein etwas gering machen ihrer Musikalität, lieber Christian, so ganz angebracht ist. Natürlich immer eine Frage, mit wem man ihre Musik vergleicht – aber durchaus komplex – doch, das würde ich schon sagen. Und wenn ich an ihre doch vorkommenden politischen Aussagen, oder geniale songs wie „Orphans“ denke- kann man das nicht als avantgardistisch betrachten?
Auch ihr unerschütterlicher Mut zum Guten hin – erfordert m.E. viel mehr Mut als sich dem seichten mainstream mit weichgespülten Texten anheim zu geben. Aber genug Musik-gefachsimpelt. Das Thema ist Herzensbildung, und da spielen die vier mit ihren Botschaften auf jeden Fall in einer vorderen Liga mit. Danke nochmal, dass Ihr mich wieder auf sie aufmerksam gemacht habt!
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Danke für deinen Kommentar, lieber Hans! Und: Ich geb dir vollumfänglich Recht (-:
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