Im Herzen barfuß

Jeden Morgen ist mein erster Gang barfuß. Im Sommer wie im Winter verlasse ich die Yurte ohne Schuhe und geh erstmal in Kontakt mit den Elementen: das Tageslicht, die frische Luft, der Kuss auf die Erde mit meinem Fußabdruck; die Begegnung mit dem Wasser durch das von Tau benetzte Gras oder wie aktuell im Schnee.

Barfuß den Elementen begegnen

Natürlich brauche ich gerade, wenn ich zurückkomme, schnell ein Handtuch und dicke Socken. Aber das Vibrieren der Haut, die Belebung des gesamten Körpers mit gefühlt jeder einzelnen Zelle ist ein grandioser Booster. Da flieht der letzte Rest Schlaf deinen Körper, weil alles in den Alarm-Modus geht. Da bist du wach. Eisbaden ist ja der aktuelle Hype. Ich gehe einfach barfuß raus und bade vergleichsweise behutsam in den Elementen.

Dreimal laut danke sagen

Draußen dann hab ich mir angewöhnt, dreimal laut „danke“ zu sagen. Einfach so. Es braucht kein Wofür. Das Leben, der neue Tag sind Geschenk genug und es damit wert, danke zu sagen. Auch diese Übung hat es in sich. Es fällt mir nicht immer leicht, wirklich laut und deutlich danke zu sagen. Zu rasch bombardiert mich der Kopf mit den Sorgen von gestern oder aus den Träumen der Nacht. Doch das Leben und jeder einzelne Tag sind zu kostbar, um ihnen nicht zu danken.

Das Feuer hüten

Drinnen mache ich in diesen Tagen erstmal Feuer. In der kommenden Nacht sind -14 Grad angekündigt, da tun wir gut daran, das Feuer und die Glut zu hüten, um in der Yurte nicht einzufrieren. Feuer zu machen, ist für mich ein geradezu essenzieller Akt. Menschen haben es über zehntausende von Jahren gemacht, es ist etwas Archaisches. Und dann ist da auch noch mein Nachname. Mit Holzfeuer hei(t)zen, ist meine Bestimmung.

Leben im Kontakt mit der Natur

Unser Leben in einer Yurte ist ein Projekt. Es wärt nun genau zwei Jahre. Das Ende ist in Sicht. Es hat etwas Wildes. Eine Yurte ist ein Nomadenbau. Und wir werden weiterziehen, allerdings ohne die Yurte. Auch Henry David Thoreau verbrachte nur etwa zwei Jahre in seiner Hütte in den Wäldern Nordamerikas. Wenn die Herbststürme toben oder die Hitze des Sommers in Blitz und Donner münden, dann fühlt man sich durchaus bedroht darin. Doch die einzigartige Atmosphäre, der besondere Klang der Stimmen und anderer Geräusche, der runde Wohnraum, das Kuppelfenster und die unmittelbare Nähe zum Leben draußen, die Stimmen der Tiere, das Trommeln der Regentropfen – all das ist unglaublich intensiv, belebend, bereichernd und wird auf immer ein Schatz in unserem Leben bleiben.

Sieben Atemzüge, um sich auszurichten

Wir sitzen mit einer Tasse Tee am knisternden Feuer und in der Stille. Mindestens sieben, meistens 14 und am liebsten 21 Minuten. In sieben Atemzügen richte ich mich innerlich auf. Einatmend hebe ich meinen Brustkorb, ausatmend senke ich meine Schultern. Den neuen Tag hereinlassen. In den Körper, in die Gedanken, ins Herz. Wenn ich merke, dass ich aus der stillen Leere abdrifte in eine Geschichte, sind meistens meine Schultern auch bereits wieder nach oben gewandert. Und ich hole mir die stille Leere und die innere Aufrichtung zurück mit weiteren sieben Atemzügen. Und bringe einatmend den Brustkorb nach oben und öffne damit mein Herz nach vorne. Senke ausatmend die Schultern nach hinten unten und lasse alles los, was ich gerade nicht tragen muss.

Sieben Minuten für das Leiden der Welt

Diese sieben Atemzüge sind immer wieder im Tagesverlauf wertvoll. Und natürlich auch weitere sieben, 14 oder 21 Minuten in der Stille sitzen. Ich sitze vor allem am Abend gerne nochmal und danke für konkrete Momente, Begegnungen und die Geschenke des Tages. Und ich schließe Menschen in mein Herz, umarme sie innerlich. Menschen in meiner unmittelbarer Umgebung und auch Menschen aus den gerade im besonderen Fokus stehenden Regionen wie Palästina, Israel, die Ukraine, nicht zu vergessen Syrien und Somalia. Dazu lege ich gerne bewusst meine Hände auf den Herzbereich. Sieben Minuten Mitgefühl für die Leidenden der Welt.

Im Kopf und im Herzen barfuß sein

Ich nenne an dieser Stelle ein hellwaches, ein achtsames Leben einfach mal im Kopf und im Herzen barfuß sein. Es braucht dazu nicht viel. Ein wenig Mut und auch ein wenig Commitment, beharrliche Beharrlichkeit. Ich bin der festen Überzeugung, dass dies ein nicht nur gangbarer sondern ein heilsamer Weg ist. Zum Frieden untereinander. Und: Barfuß gehen, den nackten Fuß auf den blanken Erdboden setzen, sich immer wieder nackt und blank im Kopf machen und das Herz öffnen für alles, was und alle, die uns tagtäglich begegnen, hat vielleicht sogar das Potenzial zur Heilung unseres Planeten. Mindestens unseres Verhältnisses zu ihm. Und das ist viel.

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2 Antworten auf „Im Herzen barfuß

  1. Von Herzen danke. So klar wie der Tau, so leicht wie frischer
    Pulverschnee, so kraftvoll, wärmend und kinsternd wie das Feuer, so
    einfach und zur Einfachheit einladend wie der Atem: Ein. Aus. Still. Ein
    … Mögen die Füße und Herzen alle sich verbinden und die Kräfte
    zusammenfließen!

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