Quattro stagioni. Ein Sommertag in meinem Leben

Es ist der siebenundzwanzigste Juni. Ich sitze im Garten vor dem Schloss und spüre den Wind auf meiner Haut. Ich kann mich nicht satt sehen, wie der Wind die Zweige und Blätter der Bäume bewegt. Der weiche und gleichzeitig satte Sound, der dabei entsteht. Dazu das Singen der Vögel. Mähgeräusche auf den Feldern aus der Ferne.

Ein tausendjähriges Schloss ist kein Gebäude wie jedes andere. Es steht in der Wiese als ein Wesen voll Würde. – Fotos, falls nicht anders angegeben: Christian Heitzer.

Sommer auf dem Gut

Kalendarisch ist es eben erst Sommer geworden. Doch schon vor der Sommersonnwende hat der Wind erste gelbe Blätter vom Kirschbaum geweht. Ein erster herbstlicher Bote. Da bin ich noch erschrocken: Was, es ist doch gerade erst Sommer!? Doch jetzt eben war dazu ein zärtliches Gefühl in mir: Ich werde auch den Herbst lieben. Die letzte der vier Jahreszeiten, die wir hier auf dem Gut noch nicht erlebt haben.

In diesen Tagen ziert das Schloss ein Sockel aus gelben Blumen.

Ich liebe alle Jahreszeiten

Im Winter sind wir gekommen. Es war ein kaltes und doch zauberhaftes Advent-um auf dem Gut. Der Frühling war wundervoll. Und der Sommer ist einfach der Hammer. Warum sollte nicht auch der Herbst mit seinen Farben hier ein Gedicht sein?

Am Feuer sitzen

Am Lagerfeuer sitzen. Ein Ritual so uralt wie immer neu und inspirierend.

Seit Wochen sitzen wir hier fast täglich abends am Lagerfeuer zusammen. Wie aus den tiefsten Tiefen der Seele taucht eine Erinnerung auf an dieses über zehntausende Jahre geteilte Ritual der Menschen. Es ist so archaisch wie bleibend kraftvoll: Am Feuer sitzen, den Tag ausklingen lassen. Vielleicht noch etwas zusammen essen und trinken. Gespräche. Am Lagerfeuer darf alles noch einmal auftauchen. Aus den Begegnungen und Themen des Tages. Geschichten. Erinnerungen. Und die großen Visionen. Lachen und Tränen. Und zwischendrin, unvermittelt und zur Nacht hin zunehmend: Stille. Im Knistern der Holzscheite, in den Flammen des Feuers und der Gelb-, Rot-, Grün-, Blau- und Weiß-Töne der Glut die eigenen Gedanken, Gefühle und Träume aufsteigen und sich transformieren sehen. Es geschieht. Im einfachen Da-Sitzen und Da-Sein.

Die vier Jahreszeiten des Lebens

Ins Feuer schauend kommen wir nicht nur zur Ruhe. Unsere Gedanken, Wünsche und Träume bekommen Gelegenheit, sich zu formen und zu transformieren.

Das Leben ist. Es kümmert sich nicht um die Zahl, die wir dem Tag geben oder den Namen im Konzept der Sieben-Tage-Woche. Das Leben übersteigt die Formen, die wir (er-)finden für das, was wir tun oder denken. Das Leben übersteigt auch die Form unseres Körpers. Der sich im Lauf eines Lebens verzehrt. Der schwindet wie die Holzscheite im Feuer. Langsam aber doch sehe ich nach dem Frühling und Sommer auch herbstlich gefärbte Blätter vom Baum meines Lebens fallen. Eines Tages wird schließlich Winter werden in meinem Leben. Ich möchte mich gut sein lassen können in allen Jahreszeiten. Und nicht vergessen, dass auch ich mit meinem Körper eingebettet bin in diesen immer währenden Kreislauf des Lebens.

A cloud never dies

Eine Wolke kommt nicht aus dem Nichts und sie löst sich auch nicht in nichts auf.

A cloud never dies, hat es Thich Nhat Hanh so wundervoll auf den Punkt gebracht. Eine Wolke stirbt nicht. Sie entsteht nicht aus Nichts und sie vergeht nicht in Nichts. So wie es auch mit dem Holzscheit im Feuer ist. Immer ist Trans-formation, das Übergehen von einer Form in die andere. Das kann uns entlasten. Wir müssen nicht alles „fertig“ oder „zu Ende“ bringen in unserem Leben. Wir tauchen auf wie ein Gedanke, eine Wolke am Himmel. Etwas geschieht damit. Und wir verschwinden wieder – ohne wirklich in ein Nichts zu sterben. Alle Vorgänge in der Natur sprechen eine andere Sprache. Und insofern wir selbst Natur sind: Warum sollte es mit uns anders sein?

Ein Tag stirbt, ein neuer bricht an. – Foto (wie auch das Titelbild): Jens Stangl

Das Geschenk des Lebens annehmen

Mancher Baum stirbt früh. Zu früh. Auch mancher Mensch. Die Tage erst kam die Todesnachricht von einem 36jährigen aus der Nähe. Er wollte hier auf dem Gut heiraten. Jetzt organisieren seine Eltern eine Trauerfeier hier. Lasst uns alle Jahreszeiten lieben. Und vielmehr noch das jeweilige Jetzt. Heute ist es dieser grandiose Sommertag in einer friedvollen Umgebung. Was ein Geschenk des Lebens!

Wir sind gerne draußen. Auch mit unseren Teilnehmer*innen. Auch in der Stadt gibt es wundervolle Orte wie hier an der Donau. – Foto: Georg Schraml

Wir, Nicki und Christian von cordat herzensbildung, bieten auf dem wundervollen Gut Hötzing und an anderen ausgewählten Orten Auszeiten/Retreats, zum Innezuhalten und um wieder ganz bei sich anzukommen. Ein besonderes Angebot ist unser Sommer-Retreat auf der griechischen Insel Lesbos von 10. bis 17. September.

Wir begleiten außerdem Menschen in allen Lebenslagen und besonders in Übergängen. Mit kraftvollen Ritualen. Wesentliche Informationen dazu gibt es unter http://www.cordat.org. Wir freuen uns auf Begegnungen von Herzen!

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