Die Tage war es wieder soweit. Champions League mit den Bayern. Dem Titelverteidiger. Da kommt es mir wieder in Erinnerung, dieses besondere Spiel in der letzten Saison. Mit dem besonderen Interview…
Es war so etwas wie das Fußballspiel des Jahres: Bayern gegen Barça. Viertelfinale der Champions-League. Es ging bekanntlich 8 : 2 aus. Ähnlich legendär schon gleich nach dem Abpfiff wie das 7 : 1 der Deutschen Nationalmannschaft gegen Brasilien, den Gastgeber des WM-Endrundenturniers 2014, wird es sich einen besonderen Platz bewahren im internationalen Fußballgedächtnis.
Müller auf Lewandowski und Lewandowski zurück auf Müller
Ich gebe zu: Ich liebe Fußball. Dieses Spiel mit dem Fuß am Ball. Immer schon. Auch meine (erwachsenen) Kinder lieben es. Und ich liebe Bayern. Auch die Fußball-Bayern. Und: Ich liebe die Interviews mit Thomas Müller. Neben dem unglaublichen Spiel selbst ist mir nämlich das anschließende Interview mit besagtem Bayern-Spieler nachhaltig in Erinnerung geblieben. Müller beschreibt, wie das 1:0 der Bayern zu Stande kommt. Müller legt etwa fünf Meter vor dem Strafraum den Ball auf Lewandowski – und bekommt ihn postwendend noch einmal aufgelegt: Müller zieht ab. Der Rest ist Geschichte.
Wenn einem das Herz aufgeht …

Thomas Müller beschreibt seine Empfindung, als er von Lewandowski den Ball noch einmal serviert bekommt: „Wie mir der Lewi den Ball nochmal auflegt – da geht mir das Herz auf…“ Das hab ich beim Fußball noch selten gehört. Wenn man jemanden diese Formulierung benutzen hört und man gerade in einem wachen, einem aufmerksamen, bewussten Zustand ist, spürt man förmlich selbst, wie „einem das Herz aufgeht“. Es ist, als würde der ganze Bauch- und Brustraum leicht, weich und offen. Es ist ein Gefühl der (Mit-) Freude. Und es ist auch körperlich spürbar, wie sich dieses Gefühl und diese Leichtigkeit und Offenheit im Körper ausbreitet.
Ein Moment des Glücks
Wenn einem „das Herz aufgeht“, ist das so etwas wie ein Glücksmoment. Wer wünscht sich nicht Momente, wo einem das Herz aufgeht? Jede*r kennt auch das Gegenteil: Dass das Herz eng wird, sich verschließt. Auch das geht direkt einher mit körperlichen Empfindungen – die in diesem Fall kaum jemand als „angenehm“ beschreiben würde. Wann ist mir das letzte Mal „das Herz aufgegangen“? Überhaupt: Wann, in welchen Situationen, mit welchen Menschen, bei welcher Beschäftigung geht mir das Herz auf? Wünschen wir uns nicht alle und wünschen wir nicht auch anderen ein offenes, ein weites Herz? Sehnen wir uns nicht nach Freundlichkeit, nach Kooperation, ja nach Liebe, im Sinne einer Bestätigung eines Ja zueinander?
Gemeinsam im Flow
Wer die fußballerische Beziehung zwischen Lewandowski und Müller in den vergangenen Jahren verfolgt hat, weiß, dass sie als Torjäger auch schon interne Konkurrenten waren. Und ein Lewandowski nicht immer gern die anderen beim Tore schießen bedient hat. Müller wird mittlerweile der „Assist-König“ genannt, weil er sich in der jüngeren Vergangenheit meisterhaft darauf spezialisiert hat. Nun spielt Bayern gegen Barça. Auch ein Lewandowski zeichnet sich gern auf internationaler Bühne aus und das Spiel ist ja gerade erst ein paar Minuten alt. Und keiner ahnt, was da noch kommen wird. Doch er spielt den Ball auf den deutlich besser positionierten Thomas Müller zurück. So gelingt ein toll herausgespielter Treffer – sozusagen die Ouvertüre zu diesem legendären Spiel.

Es braucht nicht viel Phantasie, warum Müller „das Herz aufgeht“: Weil er damit selbst diesen so wichtigen 1. Treffer erzielte? Das Herz geht ihm, wie er es beschreibt, schon in der Szene selbst auf. Es geht ihm deshalb auf, weil hier zwei hervorragende Fußballer in einen kongenialen Flow eintreten. Weil es keinem (allein) um sich selbst geht, sondern beide sich ganz ihrer Liebe zu diesem Spiel hingeben. Das Tor entsteht letztlich aus dem Flow dieses Spiels mit dem Ball am Fuß. Die beiden Matadore sind – wenn auch höchst begabte –Mittel, Werkzeuge dieses Flows.
Herzoffenheit lässt das Große entstehen
Was lernen wir daraus: Wenn Menschen ihr Herz öffnen und zusammen ihre Kompetenzen teilen, sich in den Fluss des Lebens begeben, entsteht Großartiges! Ein zur Offenheit bereites Herz ist also nicht nur eine Spur zum persönlichen Glück des Lebens. Wo Menschen ihr Herz gemeinsam öffnen, entsteht erst recht das Große und Großartige. Das gilt für persönliche Beziehungen, Familien, Teams im Sport und auch im Business-Bereich: Die Geschichte so vieler namhafter und kaum bekannter Unternehmen in der Welt ist auch eine Geschichte des der Spur des eigenen Herzens folgen. Offenen Herzens zu sein und in Kooperation mit anderen gemeinsam offenen Herzens in Flow zu geraten, in den Fluss des Lebens einzusteigen.
Aus der Enge immer wieder heraustreten und das Herz weiten

Wir erleben alle auf unseren Lebenswegen die Momente, wo es weh tut. Wo es schmerzt. Wo es weh tut. Dann zieht sich alles zusammen. Da wird es buchstäblich eng in uns. Übrigens auch, wenn wir erleben, dass wir selbst es sind, die verletzen und weh tun. Manchmal darf unser Herz sich auch verschließen. Muss es vielleicht sogar, um nicht noch mehr und tiefer verletzt zu werden. Doch dürfen wir uns immer wieder erlauben und uns darin üben, zurückzukehren. Das Herz wieder zu weiten. Aufzublicken und das Leben mutig und vertrauensvoll wieder hereinzulassen ins eigene Herz. Wenn wir Glück und Sinn finden wollen in unserem Leben, dann nur über ein immer wieder geöffnetes, ein weites Herz.
mind your heart!
Es kommt also auf unser Herz an. Darauf, unser Herz zu achten. Es zu be-hüten. Auf dass wir uns darin üben, im Herzen offen zu sein. Und es in den Momenten, wo es darauf ankommt, weit machen, mit anderen in Kontakt, in Beziehung treten, in in den Fluss des Lebens einzusteigen. Zum Gelingen, zum Glück des eigenen Lebens. Und zum Nutzen aller.
