Ich bin mal wieder beim Arzt unseres Vertrauens. Chirurg, Unfallchirurg. Gleichzeitig ist er uns auch als Kunde ans Herz gewachsen. Nicki und ich haben ihn kennengelernt als Patienten. Beide hatten wir in den vergangenen Jahren etwas mit unseren Händen. Das ist sein Spezialgebiet. Schon bei Nicki, die die erste in der Reihe war, hatte er nachgefragt, was sie so beruflich machen würde und danach gemeint, ob wir auch mal etwas für sein Team („Teamevent“) machen würden. Tatsächlich war das große Team der damaligen Gemeinschaftspraxis dann vor mittlerweile sechs Jahren unser erster Business-Kunde.

Was kann ich für dich tun? (1)
Als er hereinkommt, fällt mir auf: Er schaut nicht gut aus. Ich hatte schon auf der Homepage gesehen, dass die Praxis nochmal umstrukturiert wurde und frag ihn, wie es denn in der Praxis geht. „Panta rei“, sagt er, „alles fließt.“ Ich denke immer wieder zurück an unser Teamevent damals mit euch. Erinnerst du dich an den Konflikt, der am 2. Tag offenbar wurde?“ „Leider“, so erzählt er mir weiter, „verhandeln wir mittlerweile nur noch mit den Anwälten…“ – „Und warum bist du heute da? Was kann ich für dich tun?“, fragt er mich. Diesmal bin ich beim Fußball ausgerutscht und auf den Rücken geknallt und kann nicht recht einschätzen, was im Bereich der Rippen linksseitig Richtung Wirbelsäule wirklich passiert ist.
Mit ganzem Herzen bei der Sache

Wie immer ist er mit 100 Prozent Fokus beim Patienten und mit ganzem Herzen „bei der Sache“. Zu meiner Überraschung lässt er keine Röntgenaufnahme machen. Sein Werkzeug sind seine eigenen Hände. „Ein Röntgenbild bringt hier kaum Klarheit“, sagt er, „und verstrahlt deine Wirbelsäule unnötig“. Wow. Da ist sie wieder, diese glasklare Fokussierung auf das Wohl des Patienten. Er checkt mich also gründlich mit seinen Händen durch und gibt soweit Entwarnung. Selbst wenn etwas angebrochen oder gebrochen sein sollte, besteht keine konkrete Gefahr für die Lunge. Er verschreibt mir Physiotherapie und empfiehlt mir gezielte Atemübungen, um – trotz Schmerzen – das Lungenvolumen zu erhalten bzw. eine Lungenentzündung zu vermeiden. Ein Lokalanästhetikum oder andere Schmerzmittel lehne ich ab. Ich will meine Körperwahrnehmung aufrechterhalten. „Kann ich noch etwas für dich tun?“ Ich frage ihn, ob nicht umgekehrt ich noch etwas für ihn tun kann.
Was kann ich für dich tun? (Teil 2)
Er könnte eine Auszeit dringend gebrauchen. Eine Auszeit, die ihm Tools an die Hand gibt auch für den Alltag. Vielleicht könnte er – und sein Kollege samt des aktuell kleineren Teams – auch eine Standortbestimmung brauchen: Was will ich bzw. wollen wir eigentlich mit unserer Praxis? Was will ich mit meinem Leben? „Purpose-Coaching“ nennt man das heute: sich bei der Frage und in eine Antwort hinein begleiten lassen, was eigentlich das ganz persönliche Herzensanliegen im Leben ist – und auch beruflich. Erst recht als „Selbständiger“, ob Praxisinhaber, Firmeninhaber, Unternehmer: Was ist das eigentliche Anliegen meiner Firma, meines Unternehmens? Meine „Vision“, könnte man sagen. Auf welche Werte baue ich? Und was konkret soll mein Beitrag für die Gesellschaft sein, was ist meine „Mission“?

Wie raus aus dem Hamsterrad?
Ich sprech ihn darauf an, ob er sich nicht eine – wenn auch noch so kleine – Auszeit nehmen möchte. „Ich bin im Moment in einem derartigen Hamsterrad“, sagt er, „dass ich abends aus der Praxis rausgehe und der Berg keinen Millimeter kleiner geworden ist.“ Ich sage: „Mir gefällt das Bild vom Hamsterrad, weil es die Lösung gleich mitliefert. Wie kommt der Hamster raus aus seinem Rad? Indem er innehält; aufhört zu strampeln. Dann steht das Rad still und er kann heraustreten.“ – „Wir haben halt auch einen extremen wirtschaftlichen Druck jetzt; die Praxis ist ja für viel mehr Ärzte ausgelegt als für uns zwei.“ Es könnte auch eine Frage sein, ob er an der großen Praxis wirklich festhalten will. Ob nicht kleiner/weniger mehr sein könnte: Kleinere Praxis, mehr Lebensqualität?
Trotz ökonomischen Drucks zum Wohl des Menschen arbeiten
Nachher, als ich aus der Praxis herausgehe, wird es mir erst bewusst: Und er verzichtet trotz dieses ökonomischen Drucks auf eine Röntgenaufnahme bei mir. Ebenso wie er von OPs an Nickis Hand und auch an meiner damals abgesehen hat, um die Frakturen lieber konservativ zu behandeln. Damit wir weiter Gitarre spielen können. Obwohl heute jeder weiß, dass OPs und die extensive Nutzung der vorhandenen teuren Geräte wirtschaftlicher ist als jede konservative Behandlung. Hut ab vor so konsequenter Patientenorientierung!
„(Alles) Läuft.“ Die Frage ist nur: wohin?
Es ist gut, wenn wir „im Fluss“ bleiben. Wenn „alles fließt“. Wenn „was geht“. Wenn „es läuft“. Doch kein Motor läuft ohne Schaden im Dauerbetrieb: non stop? Wir brauchen Momente des Innehaltens, um nach der Richtung zu schauen. Wo es überhaupt gerade hinläuft. Um gegebenenfalls den Fluss der Dinge zu justieren. Sich wieder auszurichten und in die Spur der eigenen Herzensanliegen zurückzufinden.

Brauchst auch Du eine Auszeit? Komm mit uns von 10. bis 17. September in den wundervollen Milelia-Inselgarten auf der griechischen Insel Lesbos – unser aktuelles Sommer-Angebot. Oder von 3. bis 5. Oktober zu unserem Herbst-Retreat auf Gut Hötzing. Mehr unter www.cordat.org. Du hast Interesse an einer Begleitung im Sinne eines „Purpose-Coachings“? Der eigenen Vision und Mission, der persönlichen Berufung auf die Spur kommen? Den Kompass des Unternehmens wieder auf das eigentliche Herzensanliegen ausrichten? Von Herzen gerne begleiten wir Teams bei diesen oder ähnlichen Fragen. Nimm mit uns Kontakt auf und schreib eine Mail an herz@cordat.org mit Deinem Anliegen. Wir melden uns bei Dir und freuen uns auf eine Begegnung!