Wunder geschehen. Aber nicht von selbst

Die sechs Worte der Überschrift könnten einen griffigen und ganz im Trend liegenden Titel für ein weiteres Lebensratgeberbuch abgeben. Wahrscheinlich hätte ich selbst noch vor wenigen Jahren bei so einem Titel abgewunken. Das Buch garantiert nicht gekauft. Vielleicht würde ich das auch heute nicht tun. Doch die Koordinaten meines Welt- und Menschenbildes und meiner Vorstellung vom Leben haben sich in den vergangenen Jahren durchaus verschoben.

Was wir Sonnenaufgang nennen, bedeutet physikalisch nur, dass sich die Erde einmal um ihre Achse gedreht hat. Und doch ist es ein Sinnbild für die Möglichkeit, jeden Tag neu anzufangen. Neu zu denken. Einen neuen Weg zu gehen.

Wie kann das sein?

Einer meiner engsten und langjährigsten Freunde und Weggefährten hatte mir schon vor bald zehn Jahren das Phänomen der „Aufstellungen“ in der systemischen Arbeit (am bekanntesten sind Familienaufstellungen, man kann aber auch Themen aufstellen oder Gebäude und Grundstücke) „erklärt“. Meine Frage war, ohne dass ich sie damals so gestellt hatte: Wie kann es sein, dass völlig unbeteiligte Unbekannte meines Lebens in die Rolle von Stellvertreter*innen irgendwelcher – vielleicht längst verstorbener – Familienmitglieder treten und Dinge von sich geben, die nur diese selbst wissen können? Dass sich in solchen Aufstellungen bisweilen Erkenntnisse und Lösungsansätze ergeben von großer therapeutischer bzw. transformatorischer Kraft? Die Antwort meines Freundes damals: Es gibt ein Wissen jenseits von Zeit und Raum, das allen Menschen zu jeder Zeit zur Verfügung steht. Heute stelle ich mir das wie das Grundwasser vor, auf das viele Menschen an unterschiedlichen Orten über Brunnen zugreifen. Verschiedene Brunnen, doch dasselbe große Wasserreservoir.

Ein Wissensreservoir jenseits von Zeit und Raum

Schon damals fand ich das einen faszinierenden Gedanken: Alle Informationen, alles Wissen aus allen Generationen steht in einem raumlosen Reservoir allen Menschen zu jeder Zeit zur Verfügung. Wenn das wahr ist, würde das vieles erklären, zum Beispiel, wie es möglich ist, dass manche Menschen „hellsehen“ können. Heute kann ich sagen, dass diese These für mich wahr ist, das heißt: Ich habe durch eigene Erfahrungen und Erlebnisse Grund genug, an ein solches Wissensreservoir zu glauben und an die Möglichkeit, es „anzuzapfen“. Bleibt nur noch die Frage, wie das geht. Wie kommt man an dieses Wissensreservoir ran? Meiner Überzeugung und Erfahrung nach gibt es dafür viele verschiedene Wege und Weisen. In den verschiedenen Disziplinen, Kulturen und (spirituellen) Traditionen wurden unterschiedliche Zugangswege zu diesen Informationen gefunden.

Mit dem Tag erwacht auch die Schafherde, die ganz nah am Wasser und direkt unterhalb unserer Jurte übernachtet hatte.

Es ist nicht egal

Diese Überzeugung basiert für mich heute auf der Einsteinschen These, dass wir alle – und zwar alle Wesen und Phänomene im Universum – vielmehr miteinander verbunden sind als getrennt voneinander (Individuen). Viel verbundener, als wir oft denken und glauben. Alle und alles hängt vielmehr miteinander zusammen, als es uns bewusst ist. Andererseits ist auch viel von der „Macht der Verbarucher die Rede“. Auf lange Frist und auf die großen Bewegungen der letzten Jahrzehnte geschaut, sehen wir: Es ist eben nicht egal, wie und was ich persönlich einkaufe und konsumiere. Ob online oder analog im Laden. Ob Bio oder konventionell. Ob regional oder international. Ob fair gehandelt oder unter ausbeuterischen Strukturen. Und so weiter. Es ist nicht egal, ob ich mit dem Rad fahre oder mit dem Auto. Zu Fuß gehe oder mit dem Bus fahre. Heute gibt es fair gehandelte Produkte und Bio-Produkte in jedem Discounter. Vor 40 Jahren undenkbar.

Katzen und Hunde können uns Präsenz besser lehren wie jeder Mensch.

Wachheit, Gegenwärtigkeit, Präsenz

Doch das Zusammenwirken und die Verbundenheit reicht noch weiter und tiefer. Es ist nicht nur für uns selbst, sondern auch auf unser Umfeld nicht egal, wie präsent wir sind, wie wach, gegenwärtig – achtsam. Was für das Kaufverhalten gilt, gilt genauso für unsere Beziehungen, für unsere Kommunikation, unsere alltäglichen Erlebnisse. Thich Nhat Hanh und andere große Achtsamkeitslehrer unserer Zeit haben diese Phänomene beschrieben: Es macht einen Unterschied, ob ich präsent, achtsam, mir meiner Schritte bewusst durch die Stadt gehe und auf diesem Erdboden herumstapfe oder in Gedanken versunken. In Gedanken verloren vielleicht sogar, wie Eckart Tolle Menschsein beschreibt. Einen Unterschied für mich, für meine Umgebung, für diesen Planeten und sein Gleichgewicht, für den gesamten Kosmos. Alles wirkt. Und alles wirkt sich aus.

Hätten wir aber die Liebe nicht

Und was vielleicht am allermeisten wirkt – und deshalb oft als die größte Kraft im Universum beschrieben wird (nicht zuletzt wieder von einem Albert Einstein): wie freundschaftlich wir verbunden sind. Zu allererst mit uns selbst. Mit unserer Umgebung. Vom Nächsten bis zum weitest Entfernten. Ob wir uns einander zu-wenden. Zu-neigen. Ja, ob aus unserem Tun und Sein Liebe spricht. In einer offenen, zugewandten Haltung, mit einem wachen Geist, klaren Sinnen und einem weiten Herzen, ist buchstäblich alles möglich.

Allverbundenheit

Menschen haben unterschiedliche Geistesgaben. Es gibt Heiler und Hellseher. Es gibt schamanische Rituale, um mit den Ahnen in Verbindung zu treten. Es gibt das Gebet und die Stille. Versenkung in Meditation, Erwachen, Erleuchtung. Letztlich kommt es darauf an, wie intensiv, wie tief wir mit den Dingen, mit uns selbst und mit anderen in Verbindung gehen können. Uns einlassen. Liebe ist nichts anderes als jene Allverbundenheit, die grundsätzlich alles möglich macht. Probleme lösen oder Verwundetes heilen. Seinen Sinn im Leben, seine Berufung, sein Glück finden.

Wundersames

Die Begegnung mit einer Schafherde hat für mich immer eine spirituelle Dimension.

Die Bücher der Welt und aller Zeiten sind voll von diesen Phänomenen und Geschichten. Die wissenschaftlichen Bücher genauso wie die Erzählungen und Romane. Es gibt diese wundersamen Geschichten. Nicht erst und nicht nur in der Bibel – von Mose bis Jesus. Vom kleinen Prinzen Saint-Exúperys bis zum Alchimisten bei Paulo Coelho. Es geschehen Wunder. Aber da ist jemand, der oder die (Wieder-) Verbindung herstellt.  Zwischen Menschen. Zwischen Zellen. Jemand, der oder die Zeit und Raum überbrückt. Auf etwas zugreift, das jenseits des konkret Fassbaren liegt. Nicht selten ist sein oder ihr Handeln, ihr Tun ein Ausdruck von Liebe. Wir können uns üben. In der Stille. In der Wachheit, Präsenz, Achtsamkeit. In der Verbundenheit. In der liebe-vollen Zuwendung. Wunder geschehen. Nur nicht von selbst.

Möchtest du an deiner Präsenz arbeiten, eine Praxis und Haltung der Achtsamkeit einüben? Verbundenheit kultivieren? Zu deiner Power im Kopf auch deine Herzintelligenz nutzen? Am 14. Februar startet unsere Kursreihe „Achtsam sein und herzwärts leben“, zugleich das Basis-Modul unserer Ausbildung zum h.e.a.r.t COACH. Alle Infos dazu findest Du hier und unter http://www.cordat.org! [Alle Fotos: Christian Heitzer-Balej]

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