Sich vor dem Leben verneigen

Aus einem spanischen Lied kenne ich die wunderschöne Formulierung la ruta del alma, „die Route der Seele“. Unser Leben nimmt fürwahr oft eine eigenwillig Route. Man liest auch immer wieder mal, dass man im Leben nicht immer das bekommt, was man sich wünscht, aber immer das, was man braucht. Im jeweiligen Moment. Um zu wachsen. Zu reifen. Sich zu entwickeln. Wenn ich heute auf die vergangenen sieben Jahre blicke, bekomme ich ein neues Gefühl für diese Worte und die Frage nach der Route unserer Seelen.

Dem Leben trauen

Magisches Licht an einem magischen Ort. (Titelbild und dieses Foto: Christian Heitzer)

Je wacher, je bewusster man durchs Leben geht, desto offenbarer wird uns dieser geheimnisvolle Weg, den unsere Seelen nehmen. Manchmal geht eine Tür im Leben zu. Dass dafür eine andere aufgehen könnte, erfährt nur, wer nicht ein Leben lang gegen die geschlossene Tür ankämpft. In meinem Leben war es umgekehrt: Vor acht Jahren ist in meinem Herzen eine Tür aufgegangen. Unvermittelt, ungebeten. Ich hatte dort nicht angeklopft. Sie ist einfach aufgegangen. Ich war irritiert, ich hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte. Durch die Tür kam ein warmes Licht. Ein wunderschönes Licht. Wer wie ich sein Leben aus einem unbedingten Vertrauen heraus lebt und nicht etwa aus einem grundsätzlichen Misstrauen, der geht durch eine solche Tür. Betritt den dahinter liegenden Raum. Das Leben will dir nichts Schlechtes. Es beschenkt dich.

Wenn die Liebe dir winkt, folge ihr, sind ihre Wege auch schwer und steil. Und wenn ihre Flügel dich umhüllen, gib dich ihr hin, auch wenn das unterm Gefieder versteckte Schwert dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube an sie, auch wenn ihre Stimme deine Träume zerschmettern kann, wie der Nordwind den Garten verwüstet. Denn so wie die Liebe dich krönt, kreuzigt sie dich. So wie sie dich wachsen lässt, beschneidet sie dich. So wie sie emporsteigt zu deinen Höhen und die zartesten Zweige liebkost, die in der Sonne zittern, steigt sie hinab zu deinen Wurzeln und erschüttert sie in ihrer Erdgebundenheit. Wie Korngarben sammelt sie dich um sich. Sie drischt dich, um dich nackt zu machen. Sie siebt dich, um dich von deiner Spreu zu befreien. Sie mahlt dich, bis du weiß bist. Sie knetet dich, bis du geschmeidig ist. Und dann weiht sie dich ihrem heiligen Feuer. Damit du heiliges Brot wirst für Gottes heiliges Mahl.

Khalil Gibran

An den Zauber des Lebens glauben

Liebe und Humor. Wie in der Hoch-Zeit so im Leben. (Foto: Simone Kneip)

Als ich Nicki vor über 22 Jahren das erste Mal gesehen habe, hat mich ihr Strahlen sofort berührt. Ich war damals 30, sie ein 16jähriges Mädchen. Als sie eine Frau war, habe ich sie wieder getroffen. Und mich in sie verliebt. „Aber das geht doch nicht“, hat es geheißen. Auch in uns war lange diese Stimme laut. Doch es ist, was es ist. „Wagt für die Liebe alles zu geben“, hat es irgendwann in uns gesungen. Und ja, das haben wir dann wirklich: alles gegeben. Weil wir die Wahrheit dieser Liebe erkannt und geglaubt haben. Ein Orkan hat unsere Familien überrollt. Der Orkan dieser Liebe hat Verwüstungen angerichtet. Das wünscht sich niemand. Natürlich hat der Orkan auch unsere Verbindung bis ins Mark erschüttert. Doch wir haben uns immer wieder aufgerichtet. Nie aufgegeben. Uns ausgerichtet auf diese Liebe. Auf ihre Magie. Auf diese göttliche Kraft.

Das Leben ist ein Ocho. Tango Argentino im historischen Schießlhof von Neukirchen-Balbini. (Foto: Edit Gutmann)

If you were to ask me / after all that we’ve been through / if I believe in magic / yes I do / of course I do

Würdest du mich fragen / nach allem, wo wir durch sind / ob ich an Magie glaube / ja, das tue ich / natürlich tue ich das

Chris Martin, Coldplay

Nach sieben Jahren im inneren Tibet

Die Liebe besiegeln. Nach sieben Jahren im „inneren Tibet“. (Foto: Simone Kneip)

Ich bezeichne die zurückliegenden sieben Jahre gern als „mein inneres Tibet“. Es war eine Reise in ein unbekanntes Land. Ein siebenjähriges Retreat. Ich bin durch diese Tür getreten und habe den Raum ausgeschritten und einen unbekannten Kontinent entdeckt und bereist. Zusammen mit meiner großen Liebe. Und wir sind auf dieser Reise mit wunderbaren Gefährtinnen und Gefährten beschenkt worden.

Verneigung vor dem Leben

Verneigung vor dem Leben unterm magischen Apfelbaum auf Gut Hötzing. (Foto: Oliver Ehrlich)

Das Feuer unserer Liebe brennt. Es brennt unverändert stark. Wir sind „Menschen aus Feuer“ (Giannina Wedde) und wir teilen dieses Feuer gerne mit anderen Menschen. Das ist der eigentliche Kern unseres beruflichen Projekts, unser Arbeit mit cordat herzensbildung. Voll Staunen und großer Dankbarkeit sehe ich in diesem Augenblick auf unseren Mut, uns in dieses wahrhaftige Abenteuer der Liebe einzulassen. Und bei allen Herausforderungen auf sieben Jahre voll Glück. Ich verneige mich heute vor dem Leben. Vor seinen Wegen und Wundern. Vor der Route, die unsere Seelen genommen haben. Und ich bin voll Glauben, Hoffnung und Liebe, dass mit dieser Hoch-Zeit nun ein neues großartiges und wunder-volles Kapitel unserer Geschichte und des Lebens beginnt.

Herzensmenschen sind wir. Herzensprojekte umsetzen können wir. Neben unserer Liebe zueinander haben wir unser berufliches Herzensprojekt umgesetzt. Und immer weiter entwickelt: cordat herzensbildung. Bei unseren Kursen, Trainings und Retreats entwickeln und kultivieren unsere Teilnehmer*innen Achtsamkeit, Meditation und Yoga. Im Rahmen unserer Weiterbildung „Der springende Punkt“ ermutigen wir unsere Teilnehmer*innen, ihre eigenen Herzensprojekte zu entdecken und statten sie mit wirksamen Tools aus, diese Projekte ihres Herzens auch umzusetzen. Gerade erst hat unsere Herbstreihe gestartet. Und es war ein so wundervolles und belebendes 1. Treffen! Die nächste Möglichkeit dafür ist eine Kombi-Reihe mit zwei Tageseinheiten live vor Ort und vier Einheiten online mit Start am 5. November. Mehr dazu unter www.cordat.org!

4 Kommentare zu „Sich vor dem Leben verneigen

  1. Die Magie des Lebens in magische Worte zu kleiden ist eine besondere Gabe – ein Talent, das ich bei dir, lieber Christian, besonders bewundere. „Es ist was es ist“. Nur die Liebe kann diese Worte wirklich verstehen, eure Geschichte ist der beste Beweis dafür.

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  2. „Die Route der Seele“ … danke Christian, für diese inspirierende Metapher, die ermutigende Geschichte und deine offenen Worte, deinem Erleben und Fühlen gegenüber. Damit schenkst du Hoffnung, Mut und Zuversicht. Dem Herzen zu folgen und die eigene Herzenskraft zu entfalten ist nicht immer einfach, aber es ist immer die Wert-vollere Wahl.

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