Die ersten Läden machen dicht. „Für immer“, wie es heißt. D.h. auch nach Aufhebung aktueller Beschränkungen nicht wieder auf. Auch Cafés und Wirtshäuser mit 150jähriger Tradition sind dabei. Die Innenstädte zeigen sich jetzt schon geisterhaft, auch jenseits der ausgangsbeschränkten Zeiten. Wo soll das noch alles hinführen? Diese bange Frage taucht immer wieder auf. Und bei vielen immer öfter. Gleichzeitig wächst der Ärger, der Unmut, die Wut. „WIR MACHEN AUFmerksam!“ wehren sich Geschäftsleute, die nicht mehr hinnehmen wollen, dass ihre Läden zu sein sollen. Wo die ganze Winterware noch in ihren Läden ist. Die sie nicht mehr loswerden, wenn sie ihre Läden nicht aufmachen dürfen.

Wo soll das hinführen? I
Andere beklagen Versäumnisse bei der Beschaffung und Verteilung der Impfstoffe. Und wieder andere grübeln über die Isolierung und Vereinsamung von Angehörigen, vor allem alten Menschen in Einrichtungen. Manch einer spürt die Isolation im Single-Haushalt mit Home-Office bei gleichzeitiger Schließung der Gastronomie und Kontakt-Verbote, Ausgangsbeschränkungen etc. auch längst am eigenen Leib. Auch hier die Frage: Wo soll das noch alles hinführen?
Wo soll das hinführen? II
Während Politiker landauf landab – und in welchen Erdteil man immer auch schaut – versuchen, irgendetwas Sinnvolles zu „tun“, nehmen Eltern und Pädagog*innen neben der Frage, ob hier gerade das althergebrachte Bildungssystem zusammenbricht, zunehmend Konflikte, soziale und emotionale Defizite bei den Kindern wahr. Sozialforscher und Psychologen zeigen sich besorgt.
Wo soll das hinführen? III
Gleichzeitig erlebt die Welt gigantische Gewinne einiger weniger Unternehmen. Und manch einer fragt sich, was eigentlich im Windschatten dieser monothematischen Krise alles noch vor sich geht. Zum Beispiel der turboartige Aufbau des 5G-Netzes mit der Frage, ob man eigentlich davon so unendlich müde ist gerade oder das Kopfweh herrührt oder das Gefühl, wie benebelt zu sein, antriebslos, kraftlos bis zur Sorge um die Abschaffung grundgesetzlich verbürgter Rechte und der Demokratie als solcher. Ein letztes Mal: Wo soll das noch alles hinführen?

Wo sind wir schon hingekommen?
Wir haben alle viel mehr selbst in der Hand als wir glauben. Fatalismus, also der Gedanke, es wäre eh alles Schicksal und es ist völlig egal, was wir tun bzw. nicht tun, es käme eh alles so wie es kommen muss – das war meine Sache noch nie. Ich habe mit eigenen Augen erlebt, wie in den 1970er Jahren die grüne Bewegung entstand und die Erwachsenen um mich herum „die Grünen“ lächerlich gemacht haben. Über die strickenden Turnschuh-Politiker in den Landtagen und dann im Bundestag hergezogen sind. Und heute, 2021, stellen sie den Landesvater von Baden-Württemberg, der mit guten Chancen zur Wiederwahl steht, und sie stellen einen eigenen Kandidaten als Bundeskanzler. Freilich sind die urgrünen Anliegen dabei bisweilen so unter die Räder gekommen, dass erst eine Greta Thunberg aus Schweden kommen musste, um d a s grüne Anliegen schlechthin, nämlich die Frage, wie lebensfähig unser Klima ist und damit unser Planet bleibt, wieder auf die Agenda zu heben. Eine ähnliche „Erfolgsstory“ könnte man über den fairen Handel erzählen. In den 1980er Jahren war völlig undenkbar, dass 30-40 Jahre später selbst die Billig-Discounter fair-trade-Produkte zuhauf im Sortiment führen würden. Was ich sagen will: Auch wenn es zu Beginn wenige sind, können sie eine große Macht entwickeln. Und, das ist vielleicht das noch viel Erstaunlichere: Eine Idee, die im letzten auf so romantische Werte wie Menschlichkeit, auf Mitgefühl, auf (ökologische, soziale oder emotionale) Verbundenheit zielt, auf wahre menschliche, ja tugendhafte Werte, kann tatsächlich viele mobilisieren. Eine derartige Bewegung werden, dass irgendwann keiner mehr daran vorbei kommt.
Wo möchten wir, dass es hingeht?
Nicht nur die Quantenforschung hat zutage gefördert: Der Beobachter beeinflusst das Ergebnis. Das gilt aktuell in beide Richtungen: Wenn wir nur auf die Gefahr des Virus schauen, bekommen wir Angst. Wenn weiter „die Politik“ samt den Massenmedien und ihrer Konsument*innen nur auf die Pandemie schaut, wird die Welt nur aus der Pandemie bestehen. Natürlich gilt auch das: Wenn wir die Wirtschaft zusammenbrechen sehen, wird sie auch zusammenbrechen. Wenn wir Freiheit und Demokratie untergehen sehen, werden sie uns auch abhanden kommen. Wollen wir nicht lieber anfangen in die entgegengesetzte Richtung zu schauen? Auf ein lebenswertes Leben trotz oder mit diesem Virus? Jenseits der Angst, Wut und Verzweiflung? Wenn wir an ein friedliches Szenario, an „das Gute“ glauben, werden wir einen friedlichen, einen guten Übergang in eine neue Zeit erleben. Nichts ist deshalb jetzt wichtiger, als dass wir uns zusammentun, uns in „seelischen Dörfern“ sammeln, die an „das Gute“ glauben. Die nicht weiter der Angst, der Unfreiheit, der Gewalt Raum und Energie geben, sondern Frieden leben, Mitgefühl und Liebe. Das klingt vielleicht nach den 1960er Jahren und der sog. Hippie-Bewegung. Von mir aus und warum nicht? Bei einem Astrologen habe ich kürzlich gelesen, dass wir aktuelle eine Sternenkonstellation haben, die erstmals seit Anfang der 1960er Jahre, wieder genau so ist …

Wo möchte ich hinkommen?
Was für das große Ganze gilt, gilt auch in unserem ganz persönlichen Leben. Wenn wir spüren, fühlen, wissen, wo wir eigentlich im Leben hinwollen, wie wir leben wollen, wo und wovon; wenn wir uns ein klares Bild machen von unserer wahrhaftigen Lebensvorstellung, dann können wir dieses Ziel erreichen, indem wir genau in dieses Bild investieren. Uns dieses Bild immer wieder anschauen und uns Schritt für Schritt dort hinbewegen. Es Tag für Tag erschaffen, Pinselstrich für Pinselstrich.
Wir werden unser Leben nicht herjammern, nicht herklagen. Und wir können es auch nicht herzwingen im Sinne eines Gewalt-Aktes. Wir können aber sehr wohl die Spur zu diesem Leben bahnen. Die Gleise bauen. Die Straße befestigen. Oder den Tunnel fräsen. Meter für Meter. Wie möchte ich wirklich wirklich leben? Und wie kann ich meine Wirklichkeit dorthin bringen? Diese Möglichkeit besteht selbst in Zeiten wie diesen. Dazu braucht es ein offenes Herz. Die Weite, die Flexibilität, dass die Route dorthin sich ergeben darf. Im Einklang mit dem Leben um mich herum. Ich darf aufmerksam sein für die Wegweiser, die Zeichen, die Einladungen, die immer neu auftauchen. Wo auch immer ich gerade bin. Achte die Dinge, die Natur, die Tiere, die Lieder, die Menschen. Die Gedanken, Gefühle, deinen Körper. „Das Leben“, das ganze Universum um dich herum steht dir zu helfen bereit. Wenn du es wahrnehmen, wahrhaben, lesen, erkennen und glauben willst. Immer wenn der Mensch sich zu seiner innersten Bestimmung, seiner Originalität aufmacht, wird er Hilfe erfahren. Manche nennen dies „ein Gesetz des Universums“.

Wo führt es am Ende wirklich hin?
Kürzlich bin ich auf zwei Zitate zum Stichwort „Universum“ gestoßen. Interessanterweise gesellt sich in beiden Zitaten die Liebe zum Universum:
Die Liebe ist der Endzweck der Weltgeschichte, das Amen des Universums.
Novalis
Die wichtigste Erkenntnis meines Lebens ist die, dass wir in einem liebenden Universum leben.
Albert Einstein
Was für Sätze! Was für eine Romantik, werden die einen sagen. Ja, Novalis, war ein Frühromantiker. 18. Jahrhundert. Der mit der „blauen Blume“. Als Sinnbild der ewigen Liebe. Jemand also, von dem man so einen Satz vielleicht erwartet. Und dann ist da noch Einstein. Einer der berühmtesten Physiker der Geschichte. Einer, der nun wahrlich bahnbrechende „Erkenntnisse“ hatte. Der mit der Quantenphysik. Samt Nobelpreis. Dass nun die „wichtigste Erkenntnis seines Lebens“ genau die sei, „dass wir in einem liebenden Universum leben“, würde wohl kaum jemand erwarten…
Beide Sätze mögen uns Hoffnung geben und uns eben darin bestärken: „Das Gute“, ja „die Liebe“ zu suchen und wahrzunehmen. Uns zu sammeln und diese Energie in die Umgebung, in die Welt zu tragen. Und damit Wirklichkeit werden zu lassen.
[Hinweis zum Titelbild: Die Aufnahme von der herrlichen Tiroler Bergwelt stammt von meiner Nichte Lioba Heitzer (auf instagram unter #liobas_secret)]
Sehr stark, Bruder!
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