„Dass da noch etwas anderes ist“, etwas, das ganz tief in unserem Herzen liegt oder uns sogar übersteigt, eine Art Sehnsucht nach „dem großen Ganzen“ vielleicht – so ein „Gefühl“ haben manche Menschen regelmäßig einmal im Jahr: In und um Weihnachten. Da mögen die magisch-märchenhaften Erinnerungen an die Geheimnisse in der Kindheit um Nikolaus und das Christkind herum aufkommen. Wenn die Kirchenglocken zur Christmette läuten, ploppt vielleicht die Frage nach dem eigenen Verhältnis zu Religion bzw. Spiritualität auf. Und da sind die oft von Verlangsamung, Ruhe, Spaziergängen und sogar gelegentlichem Nichts-Tun geprägten Tage „zwischen den Jahren“, also nach dem 24. Dezember und bis Neujahr oder vielleicht sogar bis Dreikönig, also dem 6. Januar.
Die Stille und Verlangsamung nach dem großen Sturm bzw. Run
Diese wenigen Tage im Jahr sind vielleicht auch deshalb so von einer Sehnsucht nach Ruhe und Stille (und einer vagen Ahnung von etwas noch „ganz anderem“) geprägt, weil die Wochen davor, also der Advent, die vielleicht geschäftigste und betriebsamste Zeit des Jahres ist: Das finale furioso, wo sich das Hamsterrad noch schneller dreht, weil am liebsten noch vor Jahresschluss alle Projekte abgeschlossen werden wollen, die Steuer-Unterlagen abgegeben, Geschenke besorgt und zuletzt alles bestmöglich vorbereitet werden muss für das große Fest, das wir „Weihnachten“ nennen.
In der Ostkirche feiert man Weihnachten übrigens am 6. Januar. Im Westen, besonders in der katholischen Tradition, „feiert“ man oder sagen wir besser „erinnert“ man am 6. Januar an die „drei Weisen“, „die Magier“, die „Heiligen Drei Könige“. Diese kamen den Erzählungen der Bibel nach „von Osten“ bzw. „aus dem Morgenland“. Und sie suchten nach dem „neuen König“. Nach Deutung der Sterne vermuteten sie ihn in Israel. Und sie ließen sich nicht beirren, folgten ihrer Mission, richteten ihren Kompass immer wieder auf den Stern und fanden den neuen König schließlich im Stall zu Betlehem beim in der Krippe liegenden „Jesus-Kindlein“. „Von Osten kommend“ können wir im Westen heute wieder lernen, was uns Heil(ung) und Segen bringen kann „in unserer überfüllten, überreizten, überkomplexen Welt“ (Matthias Horx): Stille(r) werden, Meditation, Achtsamkeit oder „uns auf neue Weise auf uns selbst zu besinnen“ (ders.).
Mit uns selbst in Kontakt kommen wir vor allem dann, wenn wir auf unser Herz schauen. Unseren inneren Kompass wieder auf den Stern ausrichten, der in uns leuchtet: unser Herz. Was will ich wirklich wirklich? Wofür schlägt – vielleicht schon immer – mein Herz? Was wollte ich immer schon mal tun – und bin es doch nie angegangen? Auch im beruflichen Kontext: Was ist der Sinn, die Mission bzw. Vision hinter meinem Unternehmen, hinter meiner Organisation?
Die winterliche Ruhe der Natur
Im Winter kommt die Natur in unseren Breitengraden zur Ruhe. Wenn wir in diesen Tagen in den Wald hineingehen, besonders dort, wo Schnee liegt, ist die Stille geradezu hörbar: Es gibt nur noch wenige Vögel und der Schnee packt alle Geräusche in Watte.
Viele Tiere begeben sich in den Winterschlaf. Auch Säugetiere. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch im Menschen so etwas wie Sehnsucht nach Ruhe und Stille spürbar wird. In von der Landwirtschaft geprägten Kulturen bzw. Zeiten ist bzw. war der Winter tatsächlich auch für die Menschen eine Zeit der Ruhe und des Ruhens. Heute gibt es in unseren Breitengraden solche natürlichen Ruhezeiten faktisch nicht mehr. In der Folge technischer Entwicklungen und nicht zuletzt des Klimawandels nicht einmal mehr in der Baubranche.
Herausforderungen durch den neuen Lärm der Zeit
Wie und wo kommen wir zur Ruhe? „Draußen“ ist es in den letzten 20 Jahren spürbar lauter geworden. Heute wird nicht mehr privat und abgeschottet in Telefonzellen telefoniert sondern im Bus, im Zug, im Einkaufszentrum, am Schalter, in der öffentlichen Toilette; überall und in jeder Lautstärke werden Persönlichstes und ganze Betriebsgeheimnisse allen, mitgeteilt – ob sie wollen oder nicht. Die noch größere Geräuschkulisse ist durch das Internet und die sozialen Netzwerke entstanden. „Laut“ ist dieser endlose Strom an Nachrichten und Infos. Und der Mensch faktisch nicht dazu in der Lage, all diese Nachrichten, Informationen und Daten auch nur halbwegs zu verarbeiten.
Viele Menschen sind von diesem Lärm überfordert. Manche, meist eher junge Menschen erleben den Suchtcharakter solcher virtueller Dauergegenwärtigkeit. Aber auch sonst kann der oftmals dahinter lauernde oder selbst erzeugte Druck, Resonanz zu zeigen, zu reagieren, zu antworten, mit den Informationen „etwas zu machen“, regelrecht krank machen. Die Sehnsucht nach Stille als einer Ruhe im Kopf wird für manche nach einer Frage seelischer und körperlicher Gesundheit.
Mindestens so schlimm aber ist noch etwas anderes: Dass wir in diesem gewaltigen Dauerstrom an Informationen und Reizen die Orientierung verlieren. Unsere Kompassnadel dreht im wahrsten Sinne (leer) durch. Wir verlieren das Gefühl dafür, was wir wirklich – also vom Herzen her – wollen.
Stille als Raum, mit sich selbst in Kontakt zu kommen
„In der Stille erfahren wir die Welt, wie sie ist“, schreibt Eckart Tolle. Stille gibt uns die Möglichkeit, in Kontakt zu kommen mit uns selbst. Letzteres ist vielleicht nicht immer die helle Freude. Und doch ist mit sich selbst in Kontakt zu sein, ja, mit sich selbst gut zu sein, freundlich, eine wesentliche Qualität des Lebens, vielleicht sogar der Schlüssel zum Glück.
Wenn es wirklich stille wird, im Außen wie im Innen, wenn man wirklich zur Ruhe kommt, kann man einerseits (besser) (ein-)schlafen. Deshalb ist für manche der erste spürbare Effekt von Meditationspraxis, dass sie in der Nacht besser schlafen. Auch wenn – besser vielleicht weil sich beim Meditieren die Gedanken wie wild drehen: Wenn sich der Mensch Zeit und Raum gibt, äußerlich zur Ruhe zu kommen, wird oft erstmal das verarbeitet, wofür bisher nur Raum, wenn man sich abends ins Bett legte… Neben der Verbindung von Ruhe und Schlaf zeigt sich noch eine quasi paradoxe Wirkung: Stille Werden ist verbunden mit einem Aufwachen. Aufwachen? In Kontakt zu kommen mit sich selbst, ist bereits ein solches „Aufwachen“; ein Aufwachen zu sich selbst.
Aufwachen, Spiritualität, Achtsamkeit
Neben dem aus dem Buddhismus bekannten Terminus „Erleuchtung“ – „Buddha“ heißt ja nichts anderes als „der Erleuchtete“ – verstehen viele spirituelle Meister unter Spiritualität nichts anderes als ein „Aufwachen“ oder „Wach sein“. Solches „Wach sein“ wiederum ist nichts anderes als „Bewusstheit“. Zur Besinnung kommen, also zu seinen Sinnen: wieder ganz bewusst zu sehen, zu hören, zu riechen, zu spüren und zu schmecken, was (man) is(s)t. Da sein, ganz präsent sein, gegenwärtig. Nicht in Gedanken oder mit den Gefühlen woanders. An einem anderen Ort oder in der Vergangenheit oder in der Zukunft. Ganz bei sich selbst und ganz in der gegenwärtigen Situation. Im Hier und Jetzt. Das meint eine achtsame Lebenshaltung.
Den eigenen Kompass herzwärts ausrichten
Wir wissen es letztlich alle: Aus Momenten des Innehaltens, der Ruhe, der Stille, der Verbindung mit sich selbst – näherhin mit dem eigenen Herzen als dem persönlichen Kraftzentrum – erwächst nicht nur Kreativität und Innovationskraft. Zur Besinnung zu kommen generiert nicht nur die Kraft für irgendein Tun sondern die gewissermaßen not-wendige Voraussetzung für sinn-volles Tun: Klarheit für Entscheidungen, was denn ggf. zu tun sein könnte. Achtsamkeit (mindfulness) ist Geistesgegenwärtigkeit in allen, besonders aber in entscheidenden Momenten. Herzensbildung (heartfulness) ist die Präsenz des Herzens, die Herzensgegenwärtigkeit als die Verbindung und gleichzeitig das Aufgehobensein des eigenen Selbst mit dem bzw. im großen Ganzen. Immer wieder Antwort zu finden auf die Frage nach dem persönlichen (An-)Teil an einer Situation, einer stimmigen, also von Herzen kommenden Entscheidung für diesen oder jenen Weg. Stille schafft Raum, sich zu besinnen und aufzuwachen zu dem, was ist. Und immer wieder zu schauen, wo im jeweiligen Moment der Stern des Herzens steht. Innehalten, wach sein und ganz zu seinen Sinnen kommen. Und den Kompass herzwärts auszurichten. Wie die Magier aus dem Osten, dem Stern des Herzens folgen und sich nicht beirren zu lassen: immer wieder neu auf sich ausrichten, auf das Wesentliche, das oder die Herzensprojekt(e) des Lebens bzw. den Sinn, der Vision des Unternehmens, der Mission der Organisation!
Räume und Angebote für Achtsamkeit und Herzenspräsenz
Wir haben unser Unternehmen CORDAT vor allem dafür gegründet: Dass Menschen, Unternehmen und soziale Organisationen Raum finden zum Innehalten; für Kreativität und Innovationskraft, die aus der Muße kommt; zur Meditation und um eine Haltung der Achtsamkeit zu kultivieren, also ein waches, bewusstes Leben. Und um in Kontakt zu kommen mit dem, was sie im Innersten bewegt, der Frage nach dem Sinn ihres Da-Seins und ihres Tuns. Raum, den inneren Kompass immer wieder auf die Herzensprojekte auszurichten. Wir wollen mit unseren Angeboten dem Hunger der Menschen nach innerer Ruhe, nach Klarheit, einem wachen, bewussten Leben und Verbundenheit Nahrung geben und Möglichkeiten schaffen, aus dem ganzen Herzen zu leben.
Neben unseren Seminar- und Trainingsangeboten für Unternehmen, soziale Organisationen und für Gesundheitsberufe gibt es die offenen Angebote für Einzelne bzw. in der Gruppe: „Achtsamkeit für Early Birds“ (bisher: „Stille 7“) und den „Praxisabenden Achtsamkeit“ (für Geübte) gibt es neue Formate, Angebote, Veranstaltungen: zweimal im Monat „Achtsamkeit am Feierabend“ (offenes Angebot für alle), einen Basiskurs Meditation (4 Abendeinheiten im Februar zu 1,5h) und einen Basiskurs achtsames Selbstmitgefühl(4 Abendeinheiten im März/April zu 1,5h). Außerdem gibt es mehrere Retreats (Auszeiten): „Achtsam sein und herzwärts leben“, (10.-12. Januar in Kallmünz, Nähe Regensburg), den „Klang der Stille“ (17.-21. April in Hall in Tirol), „Achtsam Pilgern auf dem Franziskusweg von Assisi bis Rieti“ (26. April – 3. Mai am italienischen Apennin für solche die aufbrechen wollen und gut zu Fuß sind) und den „Geschmack des Lebens“ (19.-23. Juli in der Wipptaler Bergwelt nahe dem Brenner). – Mehr Infos unter www.cordat.org!