Es ist Zeit, jeden Tag zu würdigen. Zeit für Weichheit. Und für die Liebe

Inspirationen aus dem Lied „Everyday Life“ der britischen Band Coldplay

In diesen Zeiten höre ich immer und immer wieder ein Lied und ein ganzes Album der britischen Band Coldplay, das diesen Titel trägt: Everyday life. Das Album ist vor der Pandemie entstanden und ist mir doch wie eine Richtschnur durch die Verwirrung, durch den Nebel und die Unsicherheit, die in unserer Gesellschaft entstanden ist. Die Musik und die Texte bewegen mein Herz.

Das Album wurde live in Jordanien aufgenommen. In zwei Teilen: Der eine zum Sonnenaufgang (Sunrise) der andere zum Sonnenuntergang (Sunset).

Wie möchtest du, dass die Welt ist?

Was in aller Welt werden wir tun?   What in the world are we going to do? | Schau dir an, was alle durchmachen Look at what everybody’s going through | Was für eine Welt soll es sein? What kind of world do you want it to be? | Bin ich die Zukunft oder die Geschichte? Am I the future or the history?

Meine größte Sorge ist nicht das Virus. Meine Sorge ist das zunehmend aggressive Gegeneinander in unserer Gesellschaft. Die Beschuldigungen. Was wenn jede*r mit seiner Haltung eine gute Absicht hat? Viele wollen besonders sich selbst schützen. Viele wollen besonders die anderen schützen. Einige wollen die Gesellschaft schützen. Die Demokratie. Alles richtige Anliegen. Was wenn wir alle diese Anliegen würdigen und achten? Was tun wir? Was werden wir tun? In den nächsten Wochen? Alle machen wir etwas durch in diesen Zeiten. Das möchte ich würdigen. Und mich immer wieder fragen: Was für eine Welt soll es sein, in der wir leben? In welcher Welt möchte ich leben? Und mich, meine Gedanken, Worte und mein Tun d a n a c h ausrichten. Dazu gehört: Nicht in die Angst gehen. Und wenn ja, immer wieder zurückkehren in die Zuversicht. Nicht in die Geschichte (Vergangenheit) gehen. Und auch nicht in die Zukunft. In der Gegenwart sein. Und die ist nach wie vor voll von wunderbaren Momenten. Geschenken. Täglich. Every day.

Jeder tut weh. Und weint. Und erzählt Lügen. Fällt. Träumt und zweifelt

Weil jeder weh tut ‚Cause everyone hurts | Jeder weint Everyone cries | Jeder erzählt sich alle möglichen Lügen Everyone tells each other all kinds of lies | Jeder fällt Everyone falls | Jeder träumt und zweifelt Everybody dreams and doubts | Jeder sieht die Farbe in den Augen des anderen Everyone sees the color in each other’s eyes | Wie um alles in der Welt werde ich sehen? How in the world I am going to see? | Dich als meinen Bruder You as my brother | Nicht meinen Feind? Not my enemy?

„Härte wird nicht mehr belohnt“, hat kürzlich eine Lehrerin und Freundin gesagt. Da ist mir das Herz aufgegangen. Was wenn jetzt Zeit für Weichheit ist? Die Weichen sind geschmeidig. Und damit flexibel. In Zeiten wie diesen brauchen wir Stand(festigkeit) und gleichzeitig Geschmeidigkeit, Spielraum, Flexibilität. Das ist das Beispiel der Bäume: Wären sie nur hart und starr, wären sie eben nicht wirklich widerstandsfähig. Jede Windböe würde sie umschmeißen. Wer einmal auf einem Baumwipfelweg eine Baumkrone weggeschubst hat, weiß, wie leicht das geht. Was da für eine Spannweite, eine Flexibilität und ein Spielraum da ist. Bei so mächtigen zwölf Meter hohen Bäumen.

Es ist Zeit, weich zu sein. Sich zu erlauben, weich zu sein. Auch einmal zu weinen. Zu erkennen, dass nicht nur die anderen weh tun, sondern auch man selbst. Nicht nur die anderen Lügen erzählen sondern auch man selbst. Auch darüber darf man dann weinen. Ohne sich zu verurteilen. Just like me“, heißt eine Übung, wo es genau darum geht: Zu erkennen, dass alles, was wir im anderen sehen, uns selbst angeht. Je mehr wir im Widerstand mit etwas, einem Verhalten eines anderen sind, uns auch selbst betrifft.

Es ist Zeit, die Härte zu lassen und weich und geschmeidig zu sein. Zuerst gegenüber sich selbst.  Wer weich gegenüber sich selbst ist, wird es auch gegenüber anderen. Geschmeidiger, flexibler im Denken und im Herzen. Und muss nicht aus der Angst oder Wut heraus gegen die anderen kämpfen. Sieht die Träume, den Zweifel und die Farbe auch in den Augen des Gegenübers. Erkennt im anderen den Bruder, nicht den Feind.

Tanzen. Auch noch wenn die Lichter ausgehen

In unseren Räumen von cordat herzensbildung erinnert uns dieses Bild regelmäßig an diese alternative Lösungsstrategie 🙂

Ich muss weiter tanzen, wenn die Lichter ausgehen Got to keep dancing when the lights go out

Tanzen ist die Fortsetzung der stabilen Beweglichkeit der Bäume. „Tanz mal drüber nach“ heißt ein wundervolles Handlettering in unserem Café Muße: Wir dürfen anfangen, über etwas nach zu tanzen. Nicht immer nur über alles nach zu denken. Tanzen macht uns geschmeidig. Tanzen hält uns im Fluss. Tanzen können wir noch, wenn die Lichter ausgegangen sind.

Jeder liebt. Und jedem wird bisweilen das Herz herausgerissen

Jeder liebt Everyone loves | Jeder bekommt das Herz herausgerissen Everybody gets their hearts ripped out

Jede*r liebt. Und jede*r möchte geliebt sein. Und jedem wird das Herz herausgerissen. Jede*r erlebt es – und möchte doch nicht zweifeln an der Liebe. Liebe ist eine Nahrung wie Essen, lebensnotwendig wie Wasser. Jedes Kind und jede*r so genannte Erwachsene braucht Liebe. Was wenn es jetzt Zeit für die Liebe ist?

„Die ganze Aufgabe unseres Zeitabschnitts, in dem wir leben, ist es, die Bewusstseinskräfte zu stärken – und die Liebe zu entwickeln. Die Griechen und Römer und auch noch im Mittelalter mussten wir den Verstand entwickeln. Und heute müssen wir die Liebe entwickeln.“ (Götz Werner, Gründer der dm-Märkte)

Bisher war in unserer Gesellschaft (der Begriff) „Liebe“ nicht business-tauglich. Götz Werner schert sich darum nicht. Am Beispiel seiner Biographie zeigt sich, dass die Liebe ein Faktor ist. Ein mächtiger Faktor. Selbst im Business. Die Liebe ist die größte Kraft im Universum. Wer das immer noch nicht glaubt, der lese die Bücher von Paulo Coelho und schaue sich seine Biographie an. Oder die von Nelson Mandela, Mahatma Ghandi, Frère Roger Schütz und so vielen anderen. Liebe transformiert alles. Auch diese Pandemie. Sie transformiert diese Welt durch ihre Krise hindurch zu einem neuen Bewusstsein.

Den Tag würdigen

Halte dich fest für den Alltag | Hold tight for everyday life

Die Nikolaikirche in Leipzig. Ein Symbol für Frieden und Umbruch

Wir befinden uns nicht erst seit diesem Virus in einem gewaltigen Umbruchprozess. Und auch nicht erst seit wir um das bedrohte Ökosystems dieses Planeten wissen. Die indigenen Völker haben 2008 das alte Zeitalter verabschiedet und ein neues, 27.000 Jahre umfassendes Weltenjahr begrüßt. Man lese Eckhart Tolles Buch „Eine neue Erde“ oder lasse sich von den Astrologen inspirieren: Wir erleben derzeit eine Konstellation, wie wir sie zuletzt 1989 hatten. Das passt zu 30 Jahren deutsche (Wieder-) Einheit, die wir jüngst gefeiert haben. Während ich dies schreibe, bin ich gerade auf dem Weg nach Leipzig. Diese Stadt gilt vielen als die Keimzelle der sanften Revolution. Wenn wir uns von der Liebe leiten lassen und nicht von der Angst, von der Chance und nicht vom Drama, erwachen wir in ein neues Bewusstsein hinein. Das vielleicht mit der Entwicklung einer neuen Gesellschaftsordnung jenseits von Kommunismus und Kapitalismus einhergeht. In Kontakt, in Beziehung mit uns selbst. Mit den anderen und mit allem, was uns umgibt. Und sorgen damit für unser persönliches Wohl, das der anderen und das Wohl dieses Planeten. So dürfen wir voll Glaube und Hoffnung diese neue Zeit willkommen heißen. Jeden Tag würdigen, da wir wache Zeitgenossen dieser höchst aufregenden Transformation sein dürfen.

Gestern wurde mir noch das geschenkt: So wie du deine Tage verbringst, so verbringst du dein Leben. (Annie Dillard). Was für ein Satz. Wer ihn liest, reagiert vielleicht mit Beklemmung. Es ist ein ehrlicher Satz. Er weist uns die Spur zu einem glücklichen Leben: Nur wenn wir den Tag ehren, ehren wir das Leben. Nur wenn wir für das Glück im Täglichen offen sind und damit in Kontakt gehen, erreicht uns das Glück des Lebens.

Preist den Höchsten. Ja. Yes

Beim ersten Licht At first light | Breite ich meine Arme weit aus Throw my arms out open wide | Hallelujah | Yes

„Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe. Die größte aber unter ihnen ist die Liebe.“ (1Kor13,13), heißt es im so genannten Neuen Testament, dem heiligen Buch der Christen. In der skizzierten offenen Haltung der Weichheit und Liebe können wir unsere Arme weit ausbreiten. Und einen Lobgesang anstimmen. Gleich wie wir es nennen: Der Höchste, Gott, der große oder der Heilige Geist, das Universum. Der Philosoph Christoph Quarch schreibt in seinen 10 Erkenntnissen aus der Corona-Krise zuletzt: „Wir brauchen eine neue Religion!“ Als ich die Überschrift las, hat sich bei mir deutlich Widerstand gezeigt. Wie er es beschreibt, stimme ich ihm allerdings zu – mit einer winzigen aber wichtigen Änderung: Wir brauchen eine neue Religio! Wir brauchen keine neue verfasste, wie auch immer strukturierte Religion. Was wir allerdings unbedingt brauchen, ist eine neue Wieder-Verbindung (lat. religio). Eine Verbindung zu uns selbst, zu den anderen, zu allem, was uns umgibt. Und zu dem, was uns übersteigt. Das lässt Frieden wachsen. Und Glück. Im Kleinen und im Großen.

Halleluja. Yes

Das offizielle Video des Liedes „Everyday life“ ist ein wunderbarer, berührender kleiner Film von 6min – ausgehend von dem afrikanischen Wort „Ubuntu“, das für eine Haltung der Menschlichkeit steht.

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